Reitpädagogik
Eigenverantwortliches Handeln
Selbstkompetenz lernen
Reiten lernen
Über die Bodenarbeit


Workshop Bodenarbeit - Einführungskurs

Jeder Reiter sollte lernen zu fühlen, um bequem und losgelassen zu Pferde zu sitzen und sich wirklich nur durch Balance im Sattel zu halten. Gefühl ist der beste Verbündete des Menschen zu Pferde. Wirklich fühlen - ein Gefühl beginnt allerdings nicht im Sattel, sondern am Boden.

Direktes Gefühl bedeutet, direkten Kontakt aufzunehmen, entweder durch den eigenen Körper mit Armen, Händen und Beinen oder mit Hilfsmittel wie Sporen, Gerte, Zügel, Gebisse und Seile. Um ein direktes Gefühl geht es beim Reiten und bei der Bodenarbeit mit Halfter und Seil. Das Pferd kann ebenfalls direkten Kontakt mittels seines Körpers aufnehmen - mit Nase, Zähnen oder Hufen

Indirektes Gefühl hingegen bedeutet, keinen direkten körperlichen Kontakt zu haben; also über Blicke oder Bewegungen zu kommunizieren - auf der Wiese, im Paddock oder z.B. im Round Pen

Pferde bewegen einander folglich sowohl durch direktes wie durch indirektes Gefühl, aber hauptsächlich aber über das indirekte Gefühl. Sie sind dadurch in der Lage, den Willen eines anderen Pferdes zu beeinflussen, nicht nur durch Bewegung, sondern auch in Richtung und Geschwindigkeit.

Auch Pferde und Menschen kommunizieren hauptsächlich über das indirekte Gefühl miteinander. Im Unterschied zu uns Menschen scheint Pferden dies allerdings klarer zu sein, deswegen sind sie uns in dieser Hinsicht auch ein gutes Stück voraus. Wir Menschen tun gut daran, dieses zu verstehen und uns darauf einzustellen, da als nächster Schritt Folgsamkeit und Konsequenz entstehen. Wenn wir unsere Pferde als einzigartige Wesen respektieren und dementsprechend individuell und in ihrer Sprache auf sie eingehen, erhalten wir umgehend Respekt und ihr Vertrauen zurück.

Dem Pferd Vertrauen zu schenken, setzt Selbstvertrauen voraus. Wer sich selbst nicht traut, darf nicht erwarten, dass sein Pferd ihm traut.

Vertrauen in diesem Sinne bedeutet also auch, sich der Führung des Menschen anzuschließen, in der sicheren Gewissheit, dass der Mensch weiß, wo es lang geht - genau so wie die Leitstute. Als folgsames Herdenwesen ist das Pferd im Prinzip jederzeit bereit dazu, wenn der Mensch die Fähigkeit und Bereitschaft zur Führung mitbringt.

Auf das Gefühl horchen = im Wort gehorchen steckt somit auch horchen, also auf etwas sehr Leises hören. Das wirkiche Geheimnis der Pferdeflüsterer ist es, hinhören zu können, auf das, was die Pferde sagen. Monty Roberts hat das sehr schön beschrieben, als er forderte:

"Wir Menschen müssen im Umgang mit Pferden so leise werden, dass wir selbst ihr Weinen hören können".
Pferdeflüstern kann also jeder lernen - wenn er bereit ist, leise zu werden und hinzuhören - in die Stille des Gefühls - auf die des Pferdes, auf das was in einem vorgeht, das bedeutet die Voraussetzung zu schaffen für wirkliches Beherrschen. Und das setzt Verstehen voraus. Beherrschen in diesem Sinne funktioniert also nicht über Gewalt, sondern über Verständnis, welches aus Einfühlungsvermögen und Nachdenken resultiert.

Warum Arbeit am Boden und warum hat diese einen hohen Stellenwert im Umgang mit unseren Pferden?
Im RoundPen oder Dressurvierreck hat man die Möglichkeit, ohne direkte körperliche Einwirkung oder Verbindung von Strick, Seil, Longe in Verbindung zu seinem Pferd zu treten.

Wie kann man nun die Aufmerksamkeit seines Pferdes gewinnen?
Durch die Haltung des Körpers und Gestik kann der Mensch dem Pferd zeigen, was er möchte. Vorausgesetzt, der Mensch weiß, was er will und was er dem Pferd mitteilen möchte. Man hat eine Idee, was man tun möchte , konzentriert sich darauf, stellt sich diese Idee im Geiste vor, entwickelt ein dazu gehöriges Gefühl und kann als nächstes damit beginnen, seine Idee umzusetzen. Also ein Schritt folgt dem anderen - in Ruhe und Zeit. Indem man all die Zeitlosigkeit, in der Pferde leben, übernimmt- gibt es ein kontrolliertes und damit sicheres Handeln um die Bewegungen seines Pferdes gezielt zu steuern.

Pferde können uns sowohl ihre Aufmerksamkeit schenken - also auch uns ignorieren, wenn wir mit unserem Handeln nicht das weitergeben, was wir im Inneren fühlen und empfinden.

Als nächsten Schritt motiviert man sein Pferd zur freien Mitarbeit, indem der Mensch seine Position signalisiert und sich abgrenzt und damit dem Pferd einen sicheren Platz anbietet. Jeder hat nun seinen Raum um sich zu bewegen, den es gegenseitig zu respektieren gilt und der eine Grundvoraussetzung für eine weiche und fließende Kommunikation zwischen beiden ist. Agieren des Menschen und Reagieren des Pferdes, welches genügend Zeit und Raum benötigt, sind die Grundlagen für einen von gegenseitigem Vertrauen und Respekt getragenen Weg.

Praktische Ausführung:
Als einziges "Hillfsmittel" neben unseren inneren Vorstellungen und Gedanken arbeiten wir mit einem langen Führseil durch leiches Schwingen oder Spielen. Wenn wir unser Pferd auf seinen Platz angewiesen haben, geben wir ihm vor, im Schritt zu laufen - unsere Position ist dabei hinter dem Pferdekörper und wir versuchen, durch unseren Schwung in der eigenen Vorwärtsbewegung das Pferd zu motivieren, selbst vorwärts zu gehen.

Durch eigene innere Ruhe, sich auf das konzentrieren was man vom Pferd möchte und sich selbst zentrieren, entsteht Schritt für Schritt Harmonie und Gemeinsamkeit. Durch klare und verständliche Signale benötigt man immer weniger Einsatz. Es reicht dann nur noch einen Schritt vorwärts oder rückwärts zu gehen und das Pferde reagiert darauf, wenn es sich auf den Mensch konzentriert und ihm vertrauen kann.

Die Grundlage für alle weitere Arbeit am und mit dem Pferd ist die Aufmerksamkeit, welche es dem Menschen schenkt, wenn es sich mit ihm im Einklang bewegt.

Bewegen in allen drei Gangarten ohne Verbindung von Halfter und Seil - wie geht es mir, wenn ich mein Pferd nicht mehr "in der Hand habe"?

Was bewegt mein Pferd?
Wenn ich mit meinem Pferd arbeite und es in den versch. Gangarten bewegen lasse, vorwärts, rückwärts und seitwärts schicke - weiß ich überhaupt was es bewegt? Es ist gut zu wissen, was es motiviert - denn dann kann ich mich umso leichter mit ihm bewegen, spielend leicht.
t - denn dann kann ich mich umso leichter mit ihm bewegen, spielend leicht.